Einreise des »Spiegel«-Redakteurs Karlheinz Vater
8. Januar 1966
Einzelinformation Nr. 22/66 über die Einreise des »Spiegel«-Redakteurs Vater, Karlheinz, als angebliches Mitglied der Hamburger Philharmonie, in die DDR
Durch das MfS wurde festgestellt, dass zusätzlich zu den bereits gemeldeten Mitgliedern der Hamburger Philharmonie, die zurzeit in der DDR gastieren, kurzfristig von der Düsseldorfer Konzertdirektion ein Einreisevisum für Vater, Karlheinz,1 geboren [Tag, Monat] 1929 in Minden, Westfalen, wohnhaft Wedel, Holstein, [Straße, Nr.], Ausweis Nr. D 1560840 und für die Zeit vom 6. bis 11.1.1966 erteilt wurde.
Die Überprüfungen des MfS ergaben, dass es sich bei dieser Person um das Mitglied der Redaktion des Nachrichtenmagazins »Der Spiegel« Vater, Karlheinz handelt.
Dem Antrag auf Erledigung eines Einreisevisums für Vater, Karlheinz durch die Düsseldorfer Konzertdirektion ging voraus, dass der Deutschen Künstler-Agentur GmbH,2 Berlin, Krausenstraße, mit Eilbrief der Düsseldorfer Konzertdirektion Dieter Dickers & Co. vom 27.12.1965 mitgeteilt wurde, dass durch eine »plötzliche und schwere Erkrankung« des Verwaltungsdirektors der Hamburger Staatsoper und verschiedener Musiker Umdisponierungen der anreisenden Mitglieder erfolgen. Im gleichen Schreiben wurde um Aufenthaltsgenehmigung für andere, auszutauschende Musiker ersucht und in diesem Zusammenhang mitgeteilt, dass zusätzlich auch der Vater, Karlheinz eine Aufenthaltsgenehmigung benötigt.
Die Mitteilung der Namen der »Ersatzmusiker« erfolgte ohne Angabe der Berufe und in einer Form, wonach die Mitarbeiter der Deutschen Künstleragentur Berlin annehmen mussten, dass es sich tatsächlich ausschließlich um Musiker handelt. Daraufhin erhielt Vater die Aufenthaltsgenehmigung für die Zeit vom 6.1. bis 11.1.1966.
Die Hamburger Philharmonie gastiert, nach ihrem Konzert am 7.1.1966 in Berlin, am 8.1.1966 in Dresden und am 9. und 10.1.1966 in Leipzig/Kongresshalle. Am 11.1.1966 soll planmäßig die Rückfahrt nach Berlin und von hier aus nach Hamburg erfolgen.
Vom MfS wurden alle erforderlichen Maßnahmen eingeleitet, um Vater während seines Aufenthaltes in der DDR unter operativer Kontrolle zu halten und um entsprechende Materialien gegen ihn vorzubereiten, falls er in Auswertung dieser Reise in hetzerischer Weise gegen die DDR auftreten sollte.