Fahnendiebstähle durch US-Militärangehörige in Berlin
30. April 1966
Einzelinformation Nr. 343/66 über Fahnendiebstähle durch Angehörige der in Westberlin stationierten amerikanischen Militärinspektion bei ihren Fahrten in der Hauptstadt der DDR
Seit August 1965 kam es wiederholt zu Fahnendiebstählen durch amerikanische Besatzer bei ihren Fahrten in der Hauptstadt der DDR. Besonders im April 1966 kam es während der Nachtstunden zu einer großen Anzahl von Abrissen und Diebstählen von Staatsflaggen der DDR und Fahnen der Arbeiterklasse durch amerikanische Besatzer.
Im Einzelnen handelt es sich um folgende Fälle:
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Am 29.5.1965 gegen 2.30 Uhr wurden durch zwei Insassen des amerikanischen Besatzerfahrzeuges Kennzeichen BC–94 auf der Eisenbahnbrücke am S-Bahnhof Lichtenberg zwei DDR-Staatsflaggen abgerissen und entwendet.
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Am 8.10.1965 gegen 21.30 Uhr entwendete ein amerikanischer Besatzer (Insasse des BC–94) von einem Baum in der Hellersdorfer Straße, in Höhe des VEG Hellersdorf, eine FDJ-Fahne.
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Am 6.11.1965 gegen 3.45 Uhr haben zwei Insassen des amerikanischen Militärfahrzeuges BC–94 in Karlshorst, Köpenicker Allee 501 zwei Staatsflaggen der UdSSR entwendet. Eine dritte Fahne vor dem Haus Nr. 50 konnten sie infolge der Annäherung einer VP-Streife nicht mehr entwenden, so dass diese, aus der oberen Halterung herausgerissen, am Mast hängen blieb.
Die Staatsflaggen waren aus Anlass des 48. Jahrestages der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution2 aufgestellt worden.
Seit 1.1.1966 wurden bisher folgende Fahnendiebstähle bekannt, die amerikanische Besatzer während ihrer Fahrten durch die Hauptstadt der DDR verübten:
Durch zwei amerikanische Besatzer wurden am 27.1.1966 gegen 2.30 Uhr aus einem Schaukasten der HO in Berlin-Friedrichshain, Frankfurter Allee/Gürtelstraße zwei rote und eine DDR-Fahne entwendet. Anschließend fuhren die Besatzer mit einem Militärfahrzeug davon.
Am 18.4.1966 gegen 3.15 Uhr wurden durch Insassen des amerikanischen Fahrzeuges BC–73 in der Hauptstraße 73 in Berlin-Buchholz (Nähe der HOG »Treffpunkt«) 13 DDR-Flaggen (Größe 70 × 120 cm) gestohlen. Einen Teil der abgebrochenen Fahnenstiele ließen die Besatzer am Tatort liegen. Als ein Bürger über VP-Notruf die Volkspolizei alarmierte und der Notrufmelder ertönte, bestiegen die Besatzer ihr Fahrzeug und fuhren in Richtung Stadtmitte davon.
Weiter wurden zum gleichen Zeitpunkt ebenfalls in der Hauptstraße von Bäumen und von den Grundstücken 22, 32, 40, 41, 43, 65 und 74 insgesamt 13 DDR-Staatsflaggen und drei rote Fahnen entwendet. Offensichtlich handelt es sich bei den Tätern ebenfalls um die Insassen des amerikanischen Militärfahrzeuges BC–73.
Am 20.4.1966 gegen 2.10 Uhr wurden durch die Insassen des amerikanischen Militärfahrzeuges BC–73 vom Zaun des VEB Trafo-Werk »Karl Liebknecht«, Werk II in Berlin-Lichtenberg, Köpenicker Chaussee 11–20, drei DDR-Staatsflaggen und eine rote Fahne abgerissen und entwendet. Eine weitere Fahne entwendeten die Besatzer vom Grundstück Köpenicker Chaussee 31.
Von den in Westberlin stationierten englischen und französischen Militärinspektionen wurden derartige Fälle nicht bekannt.