Provokationen westlicher alliierter Soldaten in Ostberlin
7. November 1966
Einzelinformation Nr. 846/66 über provokatorisches Verhalten der in Westberlin stationierten Angehörigen der westlichen Besatzungsmächte bei Fahrten mit Militärfahrzeugen in der Hauptstadt der DDR und provokatorische Handlungen durch Angehörige der westlichen Militärverbindungsmissionen (MVM) auf dem Territorium der DDR
Am 27.9.1966 gegen 0.00 Uhr wurde durch die [Vorname Name 1], wohnhaft Berlin, [Straße, Nr.], beobachtet, wie durch zwei amerikanische Soldaten von der Besatzung des US-Militärfahrzeuges BC 104 vom Haus der Nationalen Front in der Prenzlauer Allee/Ecke Dimitroffstraße1 eine Fahne der Demokratischen Republik Vietnam und eine Fahne der südvietnamesischen Befreiungsfront entwendet wurden.
Am 5.10.1966 gegen 20.15 Uhr beobachtete die [Vorname Name 2], wohnhaft Berlin-Karlshorst, [Straße, Nr.], wie ein amerikanischer Besatzer vom Grundstückszaun in der Honnefer Straße 182 eine Fähnchenkette von ca. 6 m Länge entfernte. Der Besatzer bestieg anschließend mit der Fähnchenkette ein amerikanisches Militärfahrzeug. Das Kennzeichen konnte nicht erkannt werden, da das Fahrzeug unbeleuchtet abgestellt war.
Am 14.10.1966 gegen 2.15 Uhr wurde beobachtet, wie zwei US-Besatzer von einem Verkaufsstand in Berlin-Mitte, Friedrichstraße, vor dem Pavillon der Berliner Zeitung, zwei vietnamesische Staatsfahnen herunterrissen. Die Besatzer bestiegen anschließend mit den entwendeten Fahnen das amerikanische Militärfahrzeug BC 61 und fuhren mit diesem davon.
Am 26.9.1966, gegen 21.45 Uhr, wurde durch einen Angehörigen des BC3 Deutscher Fernsehfunk in Berlin-Adlershof, Rudower Chaussee beobachtet, wie aus dem amerikanischen Militär-Pkw BC 104, in dem sich drei uniformierte Insassen befanden, eine Zeitschrift »Playboy« geworfen wurde.
Am 15.7.1966, gegen 14.11 Uhr, befuhr das Fahrzeug BC 61, besetzt mit vier Uniformierten, in Berlin-Schöneweide die Edisonstraße in Richtung Brückenstraße. Dabei überholte das Kfz einen Lkw im Überholverbot. Durch das verkehrswidrige Verhalten wurde der entgegenkommende Verkehr stark gefährdet.
Am 10.7.1966 gegen 10.00 Uhr befuhr das englische Militärfahrzeug 52 XB 05, besetzt mit drei Uniformierten, in Berlin-Treptow die Bouchéstraße und kam in Höhe des Hauses Nr. 10 zum Halten. Die Bouchéstraße ist beiderseits mit Halteverbotsschildern versehen. Als die englischen Besatzer gegen 10.04 Uhr durch einen VP-Angehörigen aufgefordert wurden, ihre Fahrt fortzusetzen, kamen sie dieser Aufforderung nicht nach, sondern erklärten, dass sie nach eigenem Ermessen weiterfahren werden.
Am 27.7.1966 gegen 11.25 Uhr durchfuhr das englische Fahrzeug 52 XB 04, besetzt mit vier Uniformierten, in Berlin-Hessenwinkel die Straßen 522, Biberpelzstraße und Lagunenweg. Alle drei Straßen sind für den Fahrzeugverkehr aller Art gesperrt.
Am 8.9.1966 gegen 10.50 Uhr durchfuhr das englische Fahrzeug 53 XB 62, mit drei Uniformierten besetzt, in Berlin-Grünau den Grauammerpfad. Dieser Weg ist für den Fahrzeugverkehr aller Art gesperrt.
Am 13.9.1966, gegen 10.45 Uhr, befuhr der englische Pkw 53 XB 59, besetzt mit drei Uniformierten, in Berlin-Altglienicke den Alten Schönefelder Weg in Richtung Schönefelder Chaussee. Nach ca. 50 m wendete das Fahrzeug und fuhr in entgegengesetzter Richtung der Einbahnstraße zurück.
Am 6.10.1966, gegen 18.45, fuhr der amerikanische Militär-Pkw BC 61, besetzt mit drei Uniformierten, ca. 30 m in das Grenzgebiet am Potsdamer Platz ein. Die Insassen leuchteten die Posten der NVA mit Scheinwerfern an und fuhren anschließend wieder zurück.
Am 25.10.1966 gegen 7.25 Uhr kam es durch schuldhaftes Verhalten der Besatzung des US-Pkw BC 90 in Berlin-Karlshorst in Höhe der Hermann-Duncker-Straße4 (Baustelle) zu einem Verkehrsunfall. Der Fahrer des amerikanischen Militär-Pkw hatte beim Wenden den nachfolgenden Straßenverkehr nicht beachtet, wodurch es zum Auffahren eines westdeutschen Pkw und eines nachfolgenden Dumpers kam.
Am 22.7.1966 gegen 22.45 Uhr umfuhr der Pkw der USA-MVM Nr. 20, mit Major [Name 1] und Spezialisten [Name 2] besetzt, am Eisenbahnübergang Kummerow,5 [Kreis] Stralsund, [Bezirk] Rostock eine geschlossene Halbschranke, obwohl sich zu diesem Zeitpunkt dem Übergang ein Zug näherte. Aufgrund dieser Handlung musste der Triebwagen Rostock – Stralsund stark abbremsen, um einen Zusammenstoß mit dem US-Pkw zu vermeiden.
Am 11.8.1966, gegen 9.05 Uhr, durchfuhr das Fahrzeug Nr. 26 der USA-MVM, mit Oberstleutnant [Name 3] und Spezialisten [Name 4] besetzt, aus Richtung Wittenberg kommend die Ortschaft Mühlanger in Richtung Jessen. In Mühlanger wurde der Pkw an einer Straßensperrung durch Angehörige der VP gestoppt. Oberstleutnant [Name 3] verließ daraufhin den Wagen, provozierte einen Angehörigen der VP und beseitigte selbst die Straßensperrung. Der Aufforderung des Postens am Straßenrand zu halten, kamen die MVM-Angehörigen nicht nach, sondern setzten mit hoher Geschwindigkeit die Fahrt weiter fort. Sie fuhren über einen Acker und benutzten danach die Fernverkehrsstraße in Richtung Jessen. Während der weiteren Fahrt beachteten sie die Vorfahrt nicht und gefährdeten durch ihr Verhalten den entgegenkommenden Verkehr.
Am 15.9.1966 gegen 11.45 Uhr gelangte das Fahrzeug 25 der USA-MVM, mit zwei Insassen besetzt, über einen Feldweg zur zentralen Lehranstalt des MdI Aschersleben.6 Nachdem das Fahrzeug das Objekt passiert hatte, fuhr es mit stark überhöhter Geschwindigkeit durch eine Baustelle, so dass die Bauarbeiter zur Seite springen mussten, um nicht überfahren zu werden.
Am 20.9.1966 gegen 18.30 Uhr beachtete der Fahrer das Pkw Nr. 25 der USA MVM in Holleben/Saalkreis,7 [Bezirk] Halle, die Geschwindigkeitsbegrenzung von 30 km/h nicht. Das Fahrzeug durchfuhr diese Stelle mit 90 km/h. Daraufhin wurde durch zwei Abschnittsbevollmächtigte der VP die Verfolgung des MVM-Fahrzeuges aufgenommen. Die von den VP-Angehörigen gegebenen Haltezeichen wurden nicht beachtet. Beim Wenden stieß das amerikanische Fahrzeug gegen den ihm folgenden Pkw, so dass leichter Sachschaden an dem Verfolgungsfahrzeug entstand.
Weiterhin werden durch die Fahrzeuge der westlichen Militärverbindungsmission bei ihren Fahrten auf dem Gebiet der DDR wiederholt militärische Sperrgebiete verletzt, wobei von den Angehörigen der westlichen MVM militärische Objekte und Einrichtungen fotografiert werden.