Republikflucht mithilfe eines schwedischen Fährschiffs
13. April 1966
Einzelinformation Nr. 279/66 über Beihilfe zur Republikflucht eines Bürgers der DDR durch Besatzungsmitglieder des schwedischen Fährschiffes »Trelleborg«
Wie dem MfS jetzt bekannt wurde, gelang es am 15.6.1965 dem DDR-Bürger Anders, Volkmar,1 geboren [Tag, Monat] 1946, wohnhaft Sassnitz, Seemannsheim, mit dem schwedischen Fährschiff »Trelleborg« aus dem Fährhafen Sassnitz die DDR ungesetzlich zu verlassen.
Anders sprang gegen 24.00 Uhr im Fischereihafen in das Wasser und schwamm in das Fährbecken ein. An der Stahlkonstruktion des Fährbahnhofes hangelte er sich auf den hinteren Teil der Fähre, wo er wartete, bis die Zugbrücke gezogen wurde.
Unmittelbar nach Ablegen des Fährschiffes meldete er sich bei einem Offizier der Schiffsbesatzung, der Anders mit dem Kapitän der Schwedenfähre in Verbindung brachte. Diesen bat er um Unterstützung beim illegalen Verlassen der DDR.
Durch den Kapitän wurde Anders in einer Kabine der Fähre untergebracht, um zu vermeiden, dass die Passagiere von diesem Vorfall Kenntnis erhielten. Ferner wurde vom Kapitän angewiesen, dass Anders trockene Wäsche erhielt.
Zum Zeitpunkt der Unterhaltung mit dem Kapitän hatte die Fähre das Fährbecken verlassen und befand sich erst in der Hafenausfahrt in Höhe des Leuchtturms Sassnitz. Die Fähre hatte also die Hoheitsgewässer der DDR noch nicht verlassen, sodass die Republikflucht hätte verhindert werden können, wenn der schwedische Kapitän dies gewollt hätte.
In Schweden wurde Anders der Fremdenpolizei und von dieser dem westdeutschen Konsulat übergeben.
Um Kenntnisnahme und entsprechende Beachtung im Verkehr mit der schwedischen Fährschiffverwaltung wird gebeten.