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Republikfluchtverdacht gegen den Boxer Bruno Witkowski

29. März 1966
Einzelinformation Nr. 248/66 über Republikfluchtverdacht gegen Witkowski, Brunislav, Box-Sportler im TSC Berlin

Dem MfS wurde intern bekannt, dass der Witkowski, Brunislav,1 geboren [Tag, Monat] 1937 in Oranienburg, wohnhaft Berlin-Weißensee, [Straße, Nr.], Sportlehrer an der XVIII. Berufsschule in Berlin-Lichtenberg, Box-Sportler im TSC Berlin, parteilos, gegenüber einem engen Bekannten geäußert haben soll, unter Ausnutzung seines vorgesehenen Starts in Finnland republikflüchtig zu werden. Witkowski ist mit dieser Person, die die Äußerung über die beabsichtigte Republikflucht weitergab, sehr eng befreundet. [Passage mit schutzwürdigen Informationen nicht wiedergegeben].

Die durch das MfS eingeleiteten Überprüfungen erbrachten bisher keine weitergehenden Hinweise in Bezug auf die beabsichtigte Republikflucht des Witkowski.

Witkowski war wegen moralischer Verfehlungen bereits 1964 vom Präsidium des Boxverbandes für ein Jahr gesperrt und zur BSG Empor Nord delegiert worden. Da er in der nachfolgenden Zeit in der Öffentlichkeit positiv in Erscheinung trat, wurde er in die Sektion Boxen des TSC Berlin aufgenommen. Auch dort wird sein Auftreten positiv beurteilt. Neben seinem dreimaligen wöchentlichen Training sei er noch zweimal in der Woche als Übungsleiter im Stützpunkt des TSC Berlin in der Wichertstraße tätig. Gegenwärtig bereitete er sich auf die Verteidigung seiner Diplomarbeit vor. In moralischer Hinsicht seien – besonders seit seiner Vermählung im Juli 1965 – offiziell keine negativen Hinweise bekannt geworden. Seine Ehefrau sei schwanger; sie lebt zurzeit noch in Schwerin. Er sei stark bemüht, eine eigene Wohnung zu bekommen, um seine Frau nach Berlin zu holen. Bei politischen Gesprächen würde er sich aufgeschlossen verhalten. Zu seinem Bekanntenkreis gehören vorwiegend Sportler des TSC Berlin.

Es wird gebeten zu überprüfen und zu entscheiden, inwieweit unter Berücksichtigung der vorliegenden Hinweise dem Witkowski Auslandsstarts untersagt werden sollten.

  1. Zum nächsten Dokument Republikfluchtverdacht gegen einen Kanusportler in Berlin

    30. März 1966
    Einzelinformation Nr. 254/66 über den Verdacht der Republikflucht des Kanusportlers [Name 1, Vorname] / TSC Berlin

  2. Zum vorherigen Dokument Desertion zweier Transportpolizisten in Berlin

    29. März 1966
    Einzelinformation Nr. 247/66 über eine Desertion von zwei Angehörigen der Transportpolizei auf dem für den öffentlichen Verkehr stillgelegten U-Bahnhof Nordbahnhof am 26.3.1966