Schüsse an der Berliner Mauer im Abschnitt Bernauer Straße
18. Januar 1966
Einzelinformation Nr. 36/66 über eine Grenzprovokation an der Staatsgrenze zu Westberlin im Abschnitt Bernauer Straße am 15.1.1966
Am 15.1.1966 gegen 19.22 Uhr versuchte der DDR-Bürger [Name 1, Vorname], geboren [Tag, Monat] 1939, wohnhaft Berlin 4, [Straße, Nr.], im Bereich Brunnen-/Bernauer Straße die Staatsgrenze nach Westberlin zu durchbrechen. Dabei wurde der Grenzverletzer von den eingesetzten Posten entdeckt und aufgefordert, stehen zu bleiben. Da der Provokateur darauf nicht reagierte, gab der Posten einen Warnfeuerstoß (drei Schuss) ab. Der Grenzverletzer flüchtete daraufhin in das eigene Hinterland in Richtung Brunnenstraße. Bei der anschließenden Suche nach dem Grenzverletzer im Grenzgebiet wurde der NVA-Posten Soldat [Name 2] – nach seinen eigenen Angaben – von Westberliner Gebiet aus beschossen. Nach Angaben des Postens handelte es sich um einen kurzen Feuerstoß, wobei er den Aufschlag der Projektile im Mauerwerk der zum Abriss stehenden Häuser auf dem Gebiet der DDR beobachtete. Die Hauswand ist durch Abrissarbeiten bereits stark beschädigt. Jedoch wurde durch die Untersuchungsgruppe in der Sichtblende an der Brunnenstraße exakt eine Durchschussstelle von Westberlin aus nach der Hauptstadt der DDR festgestellt. Projektile wurden nicht gefunden. In Schussrichtung liegt auf Westberliner Gebiet ein Beobachtungspunkt der Westberliner Polizei, der als LMG-Stand dient.
Der im Bereich eingesetzte Posten Soldat [Name 3] sagt ergänzend dazu aus, dass das Fenster des Beobachtungspunktes der Westberliner Polizei in der Strelitzer Straße 46 zum angegebenen Zeitpunkt geöffnet und vom Fenstersims der Schnee beseitigt war. [Name 3] konnte jedoch nicht konkret sagen, ob von diesem Beobachtungspunkt aus geschossen worden ist. Nach seinen Angaben hat er weiter beobachtet, dass bei Abgabe des Warnfeuerstoßes auf den Grenzverletzer der auf dem Westberliner Hochstand in der Strelitzer Straße 1 postierte Zöllner die MPi in Anschlag brachte. Als [Name 3] seine MPi auf den Zöllner richtete, verließ dieser sofort den Hochstand. Nach ca. fünf Minuten erschienen drei Zivilpersonen auf dem Westberliner Hochstand, die alle Handlungen unserer Grenzsicherungskräfte fotografierten. Der Posten Gefreite [Name 4] will beobachtet haben, dass auf dem Hochstand Brunnenstraße auf Westberliner Gebiet ein Zöllner und zwei Westpolizisten ebenfalls ihre MPi in Anschlag brachten. Weitere Handlungen wurden jedoch nicht festgestellt.
Der Grenzverletzer [Name 1] wurde im Haus Brunnenstraße 141 gestellt und festgenommen.