Tödlicher Fluchtversuch an der Grenze Bulgarien–Griechenland
14. April 1966
Einzelinformation Nr. 287/66 über einen verhinderten Grenzdurchbruch von zwei Bürgern der DDR von der VR Bulgarien nach Griechenland mit tödlichem Ausgang für die Grenzverletzer
Am Abend des 11.4.1966 versuchten die zu dieser Zeit in der Volksrepublik Bulgarien weilenden Bürger der DDR Engelmann, Karl-Heinz,1 geboren 13.5.1947 in Zwickau, wohnhaft Schwarzenberg, [Straße, Nr.], Elektromechaniker im VEB Messgerätewerk Beierfeld und Gammisch, Siegfried,2 geboren 29.9.1946 in Schwarzenberg, wohnhaft Schwarzenberg, [Straße, Nr.], Werkzeugmacher im VEB Messgerätewerk Beierfeld, die Grenze der VR Bulgarien nach Griechenland zu überschreiten und auf diese Weise republikflüchtig zu werden. Dabei wurden die Grenzverletzer von den bulgarischen Grenzsicherungsorganen gestellt und durch Anwendung der Schusswaffe tödlich verletzt.3
Zur Person der Grenzverletzer:
Engelmann war Mitglied der FDJ und des FDGB. Er galt als politisch indifferent; negativ trat er bisher nicht in Erscheinung. Im Wohngebiet und im Betrieb hatte er einen guten Leumund. Der Vater war selbständiger Schuhmachermeister. Er war von 1932 bis 1945 Mitglied der NSDAP und von 1931 bis 1945 Oberscharführer der SA.4 Seine jetzige Einstellung gegenüber der DDR ist negativ. Die Mutter des Engelmann ist stark religiös gebunden.
Gammisch war ebenfalls Mitglied der FDJ und des FDGB. Er galt als Einzelgänger und wurde im Betrieb und im Wohngebiet gut beleumdet. Der Vater ist Schweißer bei der Wismut, die Mutter ist Köchin in einer HOG. Beide Elternteile haben eine politisch positive Einstellung, treten jedoch nicht aktiv auf. Die Familienverhältnisse beider Eltern gelten als geordnet.
Engelmann und Gammisch waren aus gesundheitlichen Gründen vorläufig vom Wehrdienst zurückgestellt.