Tödlicher Fluchtversuch in Marktgölitz
11. Juni 1966
Einzelinformation Nr. 448/66 über einen verhinderten Grenzdurchbruch am KP Marktgölitz, [Kreis] Saalfeld am 10.6.1966
Am 10.6.1966 gegen 19.50 Uhr bemerkte der diensthabende VP-Posten am KP Marktgölitz, [Kreis]Saalfeld, wie sich eine männliche Person unweit des KP im 5-km-Sperrgebiet in Richtung Staatsgrenze bewegte. Daraufhin näherte sich der VP-Angehörige gedeckt der verdächtigen Person. Er rief sie an und forderte sie auf, zum KP zu folgen. Der Angerufene leistete dieser Aufforderung zunächst Folge und ging auf den VP-Angehörigen zu. Als er jedoch unmittelbar vor dem VP-Posten stand, schlug er plötzlich mit einer mitgeführten Collegmappe auf diesen ein. Da zum gleichen Zeitpunkt auf der Straße ein Mopedfahrer erschien, wurde der VP-Angehörige vom Täter abgelenkt, so dass dieser die Flucht ergreifen konnte.
Er rannte auf den Mopedfahrer zu und versuchte, diesen als Deckung ausnutzend, in das Sperrgebiet zu entkommen. Der Mopedfahrer erkannte jedoch die Absicht des Täters, löste sich deshalb von ihm und bot damit dem VP-Posten die Möglichkeit weiterer Maßnahmen. Der VP-Posten forderte daraufhin den Täter nochmals auf, stehenzubleiben, und gab, da er dieser Aufforderung nicht nachkam, anschließend drei Warnschüsse ab. Da auch danach der Täter seine Flucht fortsetzte, wurden von dem VP-Posten drei Zielschüsse auf ihn abgegeben. Durch die Zielschüsse wurde der Flüchtende am Fuß und in der Nierengegend verletzt. Er fiel in den Chausseegraben, wo er kurz danach verstarb.
Bei dem Verletzten handelt es sich um den Scharf, Adolf,1 geboren am 16.11.1942 in Nimslow,2 wohnhaft Dröbischau,3 [Kreis] Rudolstadt, Schleifer im VEB Werkzeugmaschinenfabrik Königssee, verheiratet, ein Kind.
Gegen Scharf läuft gegenwärtig ein EV wegen Einbruchsdiebstählen. In der mitgeführten Collegmappe befanden sich eine Landkarte sowie eine Skizze vom 3. Abschnitt der Grenzkompanie Probstzella.
Weitere Untersuchungen zur Person des Scharf sowie zur Ermittlung der Ursachen und der näheren Zusammenhänge des offensichtlich beabsichtigten Grenzdurchbruchs werden durch das MfS geführt.