Überprüfung eines humoristischen Stücks im Friedrichstadtpalast
3. Oktober 1966
Einzelinformation Nr. 739/66 über das Palastical Nr. 3 »Kleiner Mann auf großer Fahrt« im Friedrichstadtpalast
Die Premiere des Palastical Nr. 3 soll im Rahmen der X. Berliner Festtage am 6.10.19661 im Friedrichstadtpalast stattfinden.
In diesem Zusammenhang wurde dem MfS bekannt, dass die von Eberhard Cohrs2 zusammengestellten und vorzutragenden Texte teilweise eine negierende Aussage hätten, die – in dieser Form und in diesem Rahmen zitiert – zu negativen Tendenzen unter dem Publikum führen könnten. Einige Teile der Konzeption hinterließen einen solchen Eindruck, dass die vom Autor gewollten Gags an im Publikum eventuell vorhandene negative Stimmungen und Vorstellungen anknüpfen sollen. Diese Teile des Manuskripts würden geradezu den Typ des primitiv, negativ orientierten Zuschauers verlangen.
Im Manuskript des Palasticals Nr. 3 sind z. B. folgende Vorstellungen bzw. Texte enthalten:
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Eberhard Cohrs führt aus, er wolle – um »auf große Fahrt« gehen zu können – versuchen, mit einer Maschine schwarz nach Jugoslawien zu fliegen. Diese Abhandlung wird so vorgenommen, dass sich dem Zuschauer die Vorstellung aufdrängen kann, über Jugoslawien würden Möglichkeiten bestehen, die Republik »schwarz« zu verlassen.
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In einem anderen Falle wird von Cohrs und seinem Partner beschlossen, etwas trinken zu gehen, wobei sie sich auf Bier bzw. Milch einigen. Darauf Cohrs: das ginge nicht, da Milch und Butter teurer würden. Die Verteuerung trete ein, da die Kühe auch einen arbeitsfreien Sonnabend haben wollten.3
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Mit seinem Partner debattiert Cohrs den Außenhandel, über den Zweck des Exports und Imports. Auf die Frage, was exportiert werde, antwortet Cohrs: »Alles was wir selbst gut gebrauchen könnten«. Importiert würde, was die anderen nicht gebrauchen könnten.
In diesem Zusammenhang, dass wir vieles hätten, was man nicht gebrauchen könnte, führt Cohrs weiter aus:
Es würde auch dauernd etwas erfunden, was man gar nicht gebrauchen könne. Dauernd würden Raketen zum Mond gejagt. Das hätte aber auch noch ein Nachspiel … Es wäre wohl bekannt geworden, dass der Mond einen Hof habe und jetzt solle daraus auch noch eine LPG gemacht werden.
Im Programm werden in einem jugoslawischen Lokal Delikatessen, wie Weinbergschnecken, Froschschenkel und Krabben angeboten. Darauf Cohrs: »Du hast wohl gedacht, wir essen Euer Ungeziefer weg«.
In dieser und ähnlicher Form würden im Manuskript des Palastical Nr. 3 weitere Szenen gestaltet.
Nach den vorliegenden Informationen soll das Manuskript Mitarbeitern der Bezirksleitung der SED-Groß-Berlin vorgelegen haben und durch sie bestätigt worden sein.
Das MfS hält es in Anbetracht des teilweise negierenden Inhaltes dieses Manuskriptes für erforderlich, die Vorlage zum Palastical Nr. 3 eventuell nochmals zu überprüfen.