Am 23.7.1966 gegen 8.25 Uhr erschienen auf dem Bahnsteig A des Bahnhofs Zoo in Westberlin ein amerikanischer Militärpolizist und vier Westberliner Polizisten.¹ Auf Fragen der Bahnpolizeistreife² gaben sie keine Begründung für ihre Anwesenheit. Ein Westberliner Polizist äußerste lediglich, dass auch noch englische Militärpolizisten erwartet würden (die jedoch nicht eintrafen). Nach Einfahrt des D 2029 (Stuttgart – Berlin-Friedrichstraße) gegen 8.39 Uhr nahmen der amerikanische Militärpolizist und die vier Westpolizisten während des planmäßigen Aufenthaltes eine widerrechtliche Kontrolle des D-Zuges vor. Je zwei Westpolizisten stiegen am Ende und am Anfang des Zuges und der amerikanische Militärpolizist in der Zugmitte ein und sahen vom Gang aus in alle Abteile. Nach dieser Kontrolle, durch die der planmäßige Halt nicht überschritten wurde, machte die Bahnpolizeistreife sie auf die Unrechtmäßigkeit ihrer Handlung aufmerksam und forderte, sich bei derartigen Anlässen an die Bahnpolizei zu wenden, da das Betreten des Zuges untersagt ist. Der amerikanische Militärpolizist und die vier Westberliner Polizisten nahmen diesen Protest ohne nähere Erklärungen entgegen und verließen nach Abfahrt des Zuges um 8.52 Uhr, ohne weitere Handlungen vorgenommen zu haben, den Bahnsteig.

Wie die Überprüfungen des MfS ergaben, war eine derart organisierte widerrechtliche Kontrolle durch amerikanische Militärpolizei in den letzten Jahren nicht vorgenommen worden. Es gab allerdings im Januar 1965 auf dem Bahnhof Lichtenrade zwei Fälle, dass amerikanische Besatzer auf dem S-Bahnsteig einen S-Bahnzug außen abliefen und offensichtlich Personen suchten, ohne weitere Handlungen durchzuführen. Dabei handelte es sich am 28.1.1965 um einen Militärpolizisten, der über einen Zaun das S-Bahngelände betrat und verließ und am 30.11.1965 um einen amerikanischen Soldaten in Ausgangsuniform, der den regulären Zugang benutzte.

1. Zum nächsten Dokument Fischkutter zum Einlaufen in dänischen Hafen gezwungen
   

   23. Juli 1966
   Einzelinformation Nr. 556/66 über das Aufbringen von Kuttern des Fischkombinates Sassnitz durch dänische Kriegsschiffe

2. Zum vorherigen Dokument Bericht über westliche Beeinflussung der DDR-Jugend
   

   [ohne Datum]
   Bericht Nr. 488/66 über einige negative Erscheinungen unter der Jugend der DDR, unter besonderer Berücksichtigung der vom Gegner ausgehenden Angriffe gegen die sozialistische Bewusstseinsbildung der Jugend der DDR