Verhinderte Flucht mit Lkw am Grenzübergang Marienborn
14. März 1966
Einzelinformation Nr. 204/66 über einen verhinderten gewaltsamen Grenzdurchbruch mittels Lkw an der Grenzübergangsstelle Marienborn/Autobahn am 12.3.1966
Am 12.3.1966 gegen 21.05 Uhr versuchte der Kessel, Hans,1 geboren [Tag, Monat] 1947 in Wetzlar, wohnhaft Calbe/Saale, [Straße, Nr.], ledig, mit dem Lkw (Büssing), polizeiliches Kennzeichen HF 24 – 04, Eigentümer VEB Rohkonserven Calbe/Saale, an der GÜST Marienborn die Grenze nach Westdeutschland zu durchbrechen.
Der Lkw fuhr mit überhöhter Geschwindigkeit und aufgeblendeten Scheinwerfern in die GÜST ein. Im Kontrollterritorium überfuhr er die durch die Ampelanlage gegebenen Stoppsignale, wechselte auf die Nordseite der Pkw-Fahrbahn über und fuhr unter weiterer Erhöhung der Geschwindigkeit in Richtung der Kontrolllinie der eingesetzten Sicherungskräfte.
Ungeachtet der sofortigen Warnungen und Alarmmaßnahmen durchbrach der Lkw die geschlossene Schranke und fuhr mit unverminderter Geschwindigkeit auf die Rollsperre auf. Durch das Auffahren auf die Sperre wurde der Lkw zum Halten gebracht. (Die Vorder- und Hinterachse des Lkw rissen dabei ab, während die Aufbauten durch die hohe Geschwindigkeit noch in westliche Richtung über die Sperre geschleudert wurden.) Zum Zeitpunkt dieses Vorkommnisses wurden sechs Pkw und ein Lkw auf der GÜST abgefertigt.
Bereits unmittelbar nach Überfahren der Stopp- und Warnsignale wurden durch die eingesetzten Kontrollkräfte Warn- und Zielschüsse abgegeben. Der Grenzverletzer erlitt keine Schussverletzungen. Er wurde jedoch in bewusstlosem Zustand aus der Fahrerkabine geborgen und in das Altstädtische Krankenhaus in Magdeburg eingeliefert. Nach Aussagen der Ärzte besteht keine Lebensgefahr; bei den Verletzungen handelt es sich um eine Nasenbeinfraktur, Gehirnerschütterung und einen Nervenschock.
Weitere Untersuchungen über die Ursachen und die näheren Zusammenhänge des verhinderten gewaltsamen Grenzdurchbruchs werden durch das MfS geführt.