Direkt zum Seiteninhalt springen

Westdeutsche pol. Publikationen mit Ballon eingeschleust (4)

1. November 1966
Einzelinformation Nr. 827/66 über die Einschleusung der Hetz-Flugblätter »Presse-Rundschau für die Bewaffneten Organe« und »Information – Berlin Edition«

In der 2. Oktoberhälfte 1966 wurden mittels Ballons neue Hetzschriften in das Gebiet der DDR eingeschleust. Dabei handelt es sich um die »Presse-Rundschau für die Bewaffneten Organe« Nr. 9/66 und 10/66, ca. 18 000 Exemplare und »Information – Berlin Edition«, September 1966, ca. 4 300 Exemplare.1

Beide Exemplare werden vom Bundeswehrführungsstab, Referat VII/B, herausgegeben und eingeschleust.

In den Hetzschriften »Information – Berlin Edition« und »Presse-Rundschau« Nr. 10/66 werden besonders durchgeführte Grenzdurchbrüche zum Gegenstand der Hetze gegen die DDR genommen, wobei gezielt Angehörige der NVA/Grenze zur Verweigerung des sogenannten Schießbefehls veranlasst werden sollen.2

Die »Presse-Rundschau« Nr. 9/66 beinhaltet sogenannte Informationen zu Vorgängen in Jugoslawien und in der Bundeswehr.

Als Anlage wird je ein Exemplar dieser Hetzschriften beigefügt.

  1. Zum nächsten Dokument Westdeutsche pol. Publikationen mit Ballon eingeschleust (4)

    2. November 1966
    Einzelinformation Nr. 829/66 über das Einschleusen von Hetzschriften »Die Wahrheit in Handschellen« und »Legal handeln vor aller Öffentlichkeit«
  2. Zum vorherigen Dokument US-Soldat provoziert sowjetische Militärangehörige in Berlin

    1. November 1966
    Einzelinformation Nr. 826/66 über provokatorisches Verhalten von in Westberlin stationierten USA-Besatzern am KPP Waltersdorf/Königs Wusterhausen am 29.10.1966

  1. Die »Presse-Rundschau für die bewaffneten Organe« gehörte zu einer Reihe von Publikationen, die, optisch bewusst angelehnt an tatsächliche DDR-Periodika, von einer speziellen Bundeswehr Abteilung hergestellt und meist mittels Wetterballons in die DDR verbracht wurden, um etwa Angehörige der NVA oder Parteimitglieder mit Gegennarrativen zu den staatlichen Publikationsorganen zu beeinflussen. Bereits in den Informationen 615/63 und 696/63 führte das MfS die Publikation »Information Berlin-Edition« als »Hetzschriften« auf. Nähere Informationen zur Publikation konnten nicht ermittelt werden.

  2. Entlang der innerdeutschen Grenze und um Westberlin waren die eingesetzten Sicherheitskräfte gehalten, Fluchtversuche unter anderem auch unter Anwendung der Schusswaffe zu verhindern. Eine formale Verpflichtung zum Schießen bestand jedoch in den Grenztruppen nicht, obwohl die Grenzsoldaten dazu mündlich aufgefordert wurden. In der westlichen Wahrnehmung wurde der Einsatz von Schusswaffen gegen Flüchtende als allgemeiner »Schießbefehl« interpretiert. Im April 1989 wurden die gesetzlichen Bestimmungen in der DDR dahingehend abgeändert, dass der Einsatz von Schusswaffen im Grenzgebiet nur noch zur Selbstverteidigung zulässig sei.